Blühsäume - Artenschutz - Moorschnucken
Ströhen. Vor einem Jahr wurde der Landschaftspflegeverband Diepholzer Moorniederung - ein Zusammenschluss von Landwirten, Naturschützern und Kommunen - gegründet. Das war auch der Anlass, dass man sich jetzt im EFMK in Ströhen zusammenfand, um eine erste Bilanz nach einem Jahr zu ziehen. 1. Vorsitzender und Landrat Cord Bockhop begrüßte die Gäs-te zu dieser Fachtagung.
Man habe die Geschäftsstelle des Verbandes „Diepholzer Moorniederung e.V.” (LPV) im EFMK in Ströhen eingerichtet und bei dieser Gelegenheit lobte Bockhop das besondere Engagement von dem Wagenfelder Bürgermeister Mat-thias Kreye. „Er hat nicht locker gelassen, wenn es an der einen oder anderen Stelle gehakt hat und sich permanent für das Zustandekommen des Verbandes mit der Geschäftsstelle in Ströhen eingesetzt”, so der Vorsitzende.
Weiter erwähnte Cord Bockhop, das zu dem Landschaftspflegeverband inzwischen 16 Mitglieder gehören und somit sei man breit aufgestellt. Es sei ein Zusammenschluss aus Drittelparität von Politik, Landwirtschaft und Naturschutz. Geschäftsführerin Ulrike Ehlers und Vorsitzender Landrat Cord Bockhop hatten zu dieser Fachtagung ins EFMK in Ströhen eingeladen, um über Blühsäume, Artenschutz und Moorschnucken zu informieren
Dabei sei die kommunale Seite prägend und es handele sich um den vierten Verband in Niedersachsen. Man habe unter dem Titel „Diepholzer Moorniederung blüht auf” die Arbeit begonnen und Bockhop stellte heraus, dass Nachhaltigkeit gegeben sein müsse. Man wolle auch weiter durch den Landschaftspflegeverband Personen beraten, eine gute Öffentlichkeitsarbeit betreiben und auch die Landwirtschaft unterstützen. Auch sprach er sich für die Errichtung einer Schlachtstelle für Moorschnucken aus, damit man die Vermarktung der Schnu-cke durch eine Erzeugergemeinschaft voran treiben könne.
Im Verlauf der Veranstaltung ging es da-rum, über die Schwerpunkte des LPV zu informieren: Blühsäume und Moorschnu-cken. Ziel des Anlegens von Blühsäumen sei es, mehr Biodiversität zu schaffen, Insekten einen Lebensraum zu bieten und Landschaftsteile zu vernetzen. Zwei konkrete Umsetzungsbeispiele stellten Jan Aulfes von der Stadt Bramsche und Jan Wiertzema, Landwirt aus Kirchweyhe, vor.
Referent Jan Aulfes von der Stadt Bramsche erklärte an Hand von Beispielen die Ziele des Anlegens von Blühsäumen. Anlass für die Stadt Bramsche war der steigende Verlust der Saumbiotope, Monotonisierung der Agrarlandschaft, Fremdnutzung und Verlust von lebensraumtypischen Pflanzenarten. Man nutze bereits seit 2015 Wegerandstreifen zur Ansaat von Blühstreifen mit Regio Saatgut (für die Region typische Pflanzenarten) und baue mit deren dauerhafter Aufwertung ihr Ökokonto für die Kompensation von Baumaßnahmen aus. Es seien über 250 Maßnahmen umgesetzt, weitere seien in der Planung.
Zweiter Referent war Landwirt Jan Wiertzema aus Kirchweyhe. Der habe auf seinen Ackerflächen aus eigenem Antrieb Blühsäume angelegt. Auf Fördermittel habe er bewusst verzichtet, da er die Bürokratie und strengen Richtlinien der Behörden vermeiden wolle, die aus seiner Sicht zu wenig Flexibilität zuließen.
Wiertzema ist auch Jäger, dem bewusst geworden sei, dass Fasane, Rebhühner und Hasen seltener geworden seien, dieses habe ihn nachdenklich gestimmt und zum Handeln gebracht. Er sei überzeugt, dass jeder etwas machen könne. Er beteilige sich seit einigen Jahren unter anderem an den Projekten Mediate und Brü-ckenbauer und möchte seine Berufskollegen zum Mitmachen animieren.
Einige Landwirte würden es ihm bereits gleich tun - so auch der Wagenfelder Landwirt Wilhelm Fenker, der der Gemeinde Ackerrandstreifen für die Anlage von Blühsäumen zur Verfügung stelle. Für Wiertzema sei es ein Gewinn für die Umwelt und ein Imagegewinn für die Landwirtschaft. Er machte aber auch klar, dass Landwirte auch Geld verdienen müssten, darum könnten sie zum Beispiel nicht auf Pflanzenschutzmittel verzichten. Die Kommunikation zwischen Landwirten und Naturschützern sei für ihn total wichtig. Man müsse nicht immer einer Meinung sein, aber man solle miteinander sprechen und als authentische Ansprechpartner vor Ort sein. Jan Wiertzemas Motto, welches er an seine Landwirtskollegen weiter gab, ist: „Nicht jammern, sondern zuhören und lernen“.
Ulrike Ehlers, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes, erläuterte die Arbeitsschwerpunkte des LPV. Ein Schwerpunkt seien die Schäfereien und die Moorschnucke. Sie leisteten in der Moorregion wertvolle Naturschutzarbeit. Gemeinsam mit den sechs Schäfereien der Diepholzer Moorniederung veranstalte der LPV seit Mai regelmäßig ein Schäfertreffen zum gemeinsamen Informationsaustausch. Der LPV möchte gerne dazu beitragen, dass die Moorschnucke wieder regional vermarktet werde. Um Moorschnucken künftig als Lebensmittel mit „g.U. Zertifikat“ (geschützte Ursprungsbezeichnung) vermarkten zu können, müsse im Landkreis Diepholz eine Schlachtstätte errichtet werden.
Der Landschaftspflegeverband kümmere sich aber nicht nur um die Schäfereien, er versuche auch aktiv etwas für die Insektenvielfalt zu unternehmen. In einem ers-ten gemeinsamen Projekt, „Die Diepholzer Moorniederung blüht auf“, konnten im Frühjahr 2019 bereits ca. 4.200 m² und im Herbst ca. 7000 m² Wegeseiten- und Gewässerränder mit Regio Saatgut eingesät werden. Das Blühsaum Projekt zeige, wie alle Akteure des Landschaftspflegeverbandes gut zusammen arbeiten. Auch weiterhin sei geplant, Wegeseitenränder wieder attraktiver für Insekten zu gestalten.
Der LPV biete gerne seine Beratung an, wenn es darum gehe, mehr Biodiversität in der Landwirtschaft, der Kommune oder dem Privatgarten zu schaffen. Chancen und Herausforderungen in der Landschaftspflege gebe es viele, darum sollten sie laut Ulrike Ehlers gemeinsam erkannt und zum Vorteil aller genutzt werden. -kr-