Ein „Jünger der Schwarzen Kunst”
Wagenfeld. Der Spaß war vorprogrammiert, als die Mitarbeiter der Firma „digitales” in Wagenfeld die Nachricht bekamen: Timir Halfbrodt aus Wetschen hat seine Gehilfenprüfung als Offsetdrucker bestanden. Nun war es selbstverständlich, dass dem jungen Mann das Gautschfest bevor stand.
Gautschmeister Reinhard Kawemeyer begrüßte zuvor die Gäste und freute sich, dass seine drei Altjünger ihm beim Zeremoniell zur Hand gingen. Mit den von altersher traditionellem Buchdruckergruß „Gott grüß die Kunst!” und dem Aufruf „Packt an! Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen! Der durst'gen Seele gebt ein Sturzbad oben drauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die bes-te Tauf” nahm alles seinen Lauf.
Gautschen ist ein bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbarer Buchdruckerbrauch, bei dem ein Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Glückwunschzeremonie auf einen nassen Schwamm gesetzt und dann in einer Bütte untergetaucht wird. Dieser Brauch hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Meister und Gesellen nehmen seit Jahrhunderten die Lehrlinge nach Abschluss der Lehrzeit mit dem Brauch des Gautschens in ihren Kreis auf.
Den Gautschakt zelebrierten der Gautschmeister Reinhard Kawemeyer (Foto links unten) sowie die Packer Heino Spreen und Andreas Buhrmester, als Schwammhalter fungierte Stephan Kawemeyer. Zudem waren auch noch etliche Zeugen anwesend. Das Geschehene beurkundeten die „Offiziellen” und die „Zeugen” durch ihre Unterschrift auf dem Gautschbrief, dem der Gautschmeis-ter dem jungen Gesellen Timir Halfbrodt abschließend überreichte und gleichzeitig wurde der Gegautschte in den Kreis der „Jünger der Schwarzen Kunst” aufgenommen. -kr-