In Theorie und Praxis: Chronische Leiden und akute Krankheiten
Rehden. Seitdem die Räume der Allgemeinmediziner Dr. Andreas Schlüsche und Ehefrau Anne-Kristin im Rehdener Ärztehaus und im nebenstehenden Gelenk- und Wirbelsäulenzentrum auch als Hospitationspraxis genutzt werden, haben in den vergangenen zwei Jahren schon mehrere Medizinstudenten das Angebot im Rahmen ihres Studiums zur praktischen Weiterbildung genutzt. Aktuell geben die beiden Rehdener Mediziner ihr Wissen gerade wieder an zwei junge angehende Ärzte weiter: an die 31-jährige Marie-Christin Schmertmann aus amme und den zehn Jahre jüngeren Lennart Malz aus Diepholz.
Während Marie-Christin Schmertmann ihr vor zwei Jahren an der Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg begonnenes Medizinstudium vorübergehend in die Gemeinschaftspraxis des Ehepaares Schlüsche verlegt hat, bringt der Medizinstudent Lennart Malz von der Uni Mannheim ein Stück Geschichte der ärztlichen Grundversorgung in der Samtgemeinde mit. Zudem realisiert er durch seine Teilnahme eigene Ziele.
Der Opa des jungen Diepholzers, Dr. Hermann Malz, eröffnete am 2. Januar 1984 in der Poststraße eine Praxis für Allgemeinmedizin. Bis dahin war er in verschiedenen Praxen und zuletzt als Anästhesist am Krankenhaus Diepholz tätig gewesen. Die Verantwortlichen der Samtgemeinde Rehden hatten sich zuvor bereits mehrere Jahre bemüht, einen Allgemeinmediziner nach Rehden zu holen. „Dr. Malz war in seiner Rehdener Praxis schon damals unter Telefon 1677 erreichbar“, hat Dr. Schlüsche in den vergangenen Wochen herausgefunden, „die gleiche Rufnummer hat fast 40 Jahre später noch heute für unsere Praxis an der Nienburger Straße Gültigkeit.“
In Zusammenarbeit mit dem Rehdener Gemeindearchivar Dieter Plaggemeyer hat Dr. Schlüsche zudem recherchiert, dass Ende 1993/Anfang 1994 der Arzt Bruno Kunzmann die Nachfolge von Dr. Hermann Malz angetreten und die Hausarztpraxis an der Poststraße bis November 2011 betrieben hat. Noch heute unterstützt Kunzmann die Weiterbildungsmaßnahmen für junge Medizinstudenten in den Räumen an der Nienburger Straße. Dr. Andreas Schlüsche setzt sich seit Ende 2011 mit großem Engagement für eine Verbesserung der ärztlichen Versorgung in der Region ein. Im November dieses Jahres blicken er und seine Frau bereits auf ihr zehnjähriges Wirken in Rehden zurück.
In lebhaften Gesprächen mit Lennart Malz erinnerten sich in den vergangenen Wochen noch viele Rehdener gern an das insgesamt zehnjährige gesundheitsfördernde Engagement von „Katastrophen-Hermann“. Den Beinamen hatte der Rehdener Hausarzt damals erhalten, weil er sehr aktiv in der Kreisfeuerwehr war. „Enkel Lennart ist schon vor Jahren in die Fußstapfen seines Großvaters getreten“, berichtet Dr. Schlüsche, „gerade hat er seinen Dienst in der Praxis wegen eines morgendlichen Feuerwehr-Einsatzes in Diepholz erst mittags angetreten.“
Während Lennart Malz an der Universität Mannheim sein sechstes Semester absolviert, hat Marie-Christin Schmertmann an der Universität Oldenburg inzwischen das vierte Semester erreicht. Während sich Malz im Rahmen seines Praktikums im Ärztehaus und im Gelenk- und Wirbelsäulenzentrumweiterhin einen Überblick über das gesamtmedizinische Angebot in einer Hausarztpraxis verschafft, stand die inzwischen abgeschlossene Weiterbildung für die Medizinstudentin aus Damme in den Räumen an der Nienburger Straße und bei externen Einsätzen in Senioren- und Hospizeinrichtungen unter besonderen Vorzeichen.
Während der vorübergehenden Verlagerung des Modellstudiums der Uni Oldenburg-Groningen befasste sich Marie-Christin Schmertmann praxisnah mit verschiedenen chronischen Leiden, speziell mit Diabetes, Herzerkrankungen, dem Lungenleiden COPD und chronischer Asthmabronchiale. In Gesprächen mit Patienten lernte sie nicht nur akute Fälle kennen, sie musste die Gesprächsinhalte anschließend auch protokollieren. Zur Praxis zählten zudem das Schreiben von Elektrokardiogrammen (EKG), das Überprüfen von Lungenfunktionen und Ultraschalluntersuchungen. „Alle Aufgaben hat Marie in einem Logbuch manifestiert“, bescheinigt Dr. Schlüsche der angehenden Ärztin eine erfolgreiche Teilnahme an der speziellen Weiterbildungsmaßnahme.
Während eines Abschlussgespräches versicherte die Studentin ihrem Lehrarzt für Human- und Allgemeinmedizin, dass sie viel Neues in ihr Modellstudium nach Oldenburg mitnehme. „Auch deswegen, weil ich nicht nur passiv dabeigesessen habe, sondern in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv dabei war.“ Besonders zählte sie in dem Zusammenhang auch mehrere coronabedingte Unterstützungseinsätze bei Impfungen in Rehden, in einer Seniorenanlage in Lemförde und Hospizeinrichtungen in Syke und Sulingen auf.
Gerhard Scheland