„Verdammt Olli, das war cool!”

Wagenfeld. Mit einem breiten Siegerlächeln und einer wertvollen Bronze-Statuette zurück in der Heimat: Der 48-jährige Oliver Luersen aus Wagenfeld hat jenseits des großen Teiches in Phoenix im Bundesstaat Arizona seinen Vorjahreserfolg wiederholt und bei starker Konkurrenz in der Kategorie „Frontiersman“ die amerikanische Meisterschaft im Westernschießen für sich entschieden. Den Titel des Einzelmeisters musste er allerdings dem Zweitplatzierten, einem amerikanischen Shooter, überlassen. „Die Ausrichter haben den Modus geändert“, erklärt Luersen nach der Rückkehr, „Europäer dürfen zwar teilnehmen und gewinnen, können aber nicht mehr amerikanischer Meister werden.“
Einen Teil seines neuerlichen Schießerfolges auf der anderen Seite des großen Teiches verdankt der Wagenfelder nach eigenen Angaben optimalen Trainingsmöglichkeiten in allernächster Nachbarschaft. „Kurz vor dem Abflug hatte ich im erst in diesem Frühjahr eröffneten Treffpunkt Rehden die Möglichkeit, in mehreren Trainingseinheiten zum letzten Mal meine Form zu überprüfen und den einen oder anderen Handgriff zu korrigieren“, betont der Wagenfelder.
Er freut sich aber nicht nur über die scharfen Last-Minute-Schüsse in Rehden. „Auch vorher habe ich schon in unregelmäßigen Abständen auf der neuen Schießanlage an der Thyssenstraße in der Nachbargemeinde trainiert“, erläutert er, „mit der Flinte ebenso wie mit der Winchester und meinen beiden Colts.“ Daneben hatte er sich mit „Trockentraining“ im eigenen Keller auf den Wettkampf im fernen Arizona vorbereitet und immer wieder rasante Waffenwechsel und eine größtmögliche Sicherheit bei der Handhabung seiner Waffen geübt.
Gemeinsam mit einem Freund reiste der Wagenfelder Westernschütze schon eine Woche vor den eigentlichen Wettkampftagen in die Staaten. Vom Flughafen in Münster via Frankfurt non-stop nach Los Angeles und von dort weiter nach Phoenix. Es gab ein herzliches Wiedersehen mit gleichgesinnten Bekannten, viel Small-Talk, Besichtigung des Wettkampfgeländes und eine Reihe von Nebenwettkämpfen. „Im Wettkampfmodus war ich eigentlich gleich nach der Ankunft“, erinnert sich Luersen, „richtig ernst wurde es aber erst ein paar Tage später.“
Für den „Frontiersman“-Wettkampf waren drei Haupttage angesetzt. In möglichst schneller Folge mussten die Teilnehmer insgesamt zwölf sogenannte Parcours oder Stationen mit unterschiedlichen Zielen absolvieren. „Geschossen wurde mit der Winchester, mit zwei Revolvern und mit der Schrotflinte“, beschreibt Luersen die Bedingungen, „ mal morgens, mal mittags, mal nachmittags – zum Schluss standen annähernd 300 scharfe Schüsse zu Buche.“
Weil sich der 48-jährige Wagenfelder akribisch an den Ablaufplan hielt und die Quote der Fehlschüsse erneut verschwindend gering war, ging er mit dem besten Ergebnis aus dem Wettbewerb und entschied die Kategorie „Frontiersman“ wie schon in Jahr zuvor deutlich für sich. „In der Gesamtwertung habe ich eine Platzierung unter den Top-Hundert erreicht“, ist Luersen mit seinem Abschneiden mehr als zufrieden. Aus gutem Grund: In allen Disziplinen waren bei den amerikanischen Titelkämpfen mehr als 800 Westernschützen und Amazonen am Start.
„Die Witterungsbedingungen waren in diesem Jahr optimal“, berichtet Luersen bei seinem jüngsten Besuch im Treffpunkt Rehden, „Windstille, Sonnenschein und angenehme 25 Grad in der Arena.“ Und schmunzelnd ergänzt er, dass er bei den amerikanischen Titelkämpfen als „Dammit Olli“ am Start gewesen sei. „So hat mich die Geschäftsführerin der Single Action Shooting Society getauft. Heißt so viel wie Verdammt Olli, das war cool.“ Im vergangenen Jahr seien die Bedingungen viel schlechter gewesen. „Katastrophal, da sind wir fast abgesoffen. Regen, Hagel und Schnee haben sich vor Jahresfrist auf die Ergebnisse ausgewirkt.“ Aber ganz egal, ob für den 48-jährigen Wagenfelder in den nächsten Jahren die Sonne scheint, es regnet, stürmt oder schneit: „Bei einigen Titelkämpfen möchte ich wohl noch an den Start gehen, regional und überregional.“
Gerhard Scheland